Timo Rühl

Timo RühlOHB System AG, Bremen

Auf ins Unbekannte: Wie Comet Interceptor einen noch unentdeckten Kometen untersuchen wird
Asteroiden, Kometen und Meteoriten sind Kleinkörper unseres Sonnensystems. Ihr Vorkommen ist reichlich und spannt vom erdnahen Asteroidengürtel bis in die Tiefen unseres Sonnensystems zur Oortschen Wolke. Einige dieser Körper sind seit Anbeginn unseres Sonnensystems geologisch unverändert geblieben. Sie bilden somit ein archäologisches Fossil der Materialien, die einst unser Sonnensystem ausmachten. Bisherige Raumfahrtmissionen zu Kometen, wie 67P/Churyumov–Gerasimenko, hinterließen nicht nur beeindruckende Bilder mit weitreichender medialer Wirksamkeit, sondern auch eine Vielzahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen.
Die Comet-Interceptor-Mission zielt darauf, einen Kometen zu besuchen, der sich das erste Mal dem inneren Sonnensystem nähert. Auf dem Weg in das innere Sonnensystem erhitzen sich Kometen typischerweise, und die ausgasenden Materialien formen den charakteristischen Schweif. Proben innerhalb dieses Schweifs zu nehmen ist wie eine archäologische Zeitreise zurück zu unserem Ursprung.
Kometen, die das erste Mal in unser inneres Sonnensystem vordringen, entstammen meist den Tiefen der Oortschen Wolke. Selbst mit modernen Teleskopen kann ihre Ankunft nur kurze Zeit vor dem Eintreffen bestimmt werden. Die typische Entwicklung von Satelliten dauert sehr viel länger, als Zeit zwischen Entdeckung und Eintreffen bleibt. Die Comet-Interceptor-Mission geht daher einen anderen Weg. Der Satellit wird gebaut, bevor das eigentliche Ziel bekannt ist. Dieser Ansatz ist sehr anspruchsvoll. Der Vortrag beleuchtet, welche Herausforderungen bei einem generischen Missionsprofil auftreten, wie Systemingenieure den Satelliten als Ganzes auslegen und wie simple Mathematik und Physik dabei helfen einen ersten Konzeptentwurf zu entwickeln.

Zur Person
Studium Maschinenbau (RWTH Aachen University): 2011 – 2016
Studienaustausch Luft-und Raumfahrtechnik (Politecnico di Torino): 2013 – 2014
Studium Space Systems Engineering (Delft University of Technology): 2016 – 2019
Systemingenieur für Wissenschaftliche Missionen (Vorentwicklung OHB System): seit 2019